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Handgelenke

Ihr unsinniges Anspannen durch herkömmliche Tastaturen

 

Gängige Tastaturen steigen zum Bildschirm hin an. Die Steigung lässt sich oft noch durch ausklappbare Stützen vergrößern.

   Doch die Tastatur muss zum Bildschirm hin geneigt werden, sollen Hände, Handgelenke und Arme beim Tippen entspannt sein.
   Man legt unter die Längskante der Tastatur zur Handseite Distanzelemente, damit die Schräge zum Bildschirm hin abfällt und die Handgelenke nicht abgeknickt werden müssen.

   Die Maßverhältnisse von Auge, Bildschirm und Hand müssen aber eingehalten werden.




Wie überhaupt kommen Schreibmaschinen in die Welt?


Der Ehrgeiz im Zeitalter der Industrialisierung besteht darin, jede Tätigkeit mechanisch ausführen zu lassen, so dass Geräte wie Rechen- und Schreibmaschinen ins Büro gelangen.


Und mit der Schreibmaschine kommt auch Frauen ins Büro. Das war 1866. Was eine Empörung und Verstörung auslöste. Gewerkschaften, kirchliche Institutionen und Frauenvereine protestierten. Verstört waren auch Männer, die Arbeit in der Öffentlichkeit grundsätzlich als ihre Sache ansahen. Allerdings wollten sie nicht mit der Schreibmaschine arbeiten. Daher betraten nun Frauen das öffentliche Berufsleben: als Maschinenschreiberin. Zu wenige Männer waren zu dieser Arbeit bereit, doch Frauen sahen darin ihre Chance, ein Stück Eigenständigkeit zu gewinnen und sich aus den abhängigen Hausgemeinschaften zu lösen.


Die erste Schreibmaschine kommt vom US-Amerikanischen Hersteller Remington. Das Unternehmen vermittelt mit jeder verkauften Schreib­maschine zugleich eine gelernte Schreibkraft, bietet Maschinenschreibkurse an und veranstaltet lukrative Wettbewerbe im Schnellschreiben. Was die Schreibmaschine rasch zum Verkaufserfolg und Frauen zu politischen Personen erhebt.


Maschinenschreibende Frauen werden Angestellte. Sie revolutionieren die Büroarbeit und differenzieren das gesamte Büroleben. In Verbindung mit der Stenographie und der vereinheitlichten Schrift führt das Maschineschreiben zu einer Beschleunigung der Büroarbeit. Mit dem Erscheinen der Frauen wandelt sich das soziale Gefüge im Büro. Eine neue Kleiderordnung entsteht, neue Verhaltensregeln und feinere Umgangsformen werden ausgebildet. Frauen bewirkten eine Erotisierung der Büroatmosphäre, so dass die Art, im Büro zu sein, für Männer etwas völlig Neues wurde – das Büroleben wird bunter, ausgewogener, abwechslungsreicher, femininer.


Wird der Eintritt der Frau ins Büro zu Beginn diskriminiert, sogar als Pornographie angesehen, die ehrbare Bürgertöchter zerrütten würde, lässt sich einige Jahrzehnte später der Status von Unternehmen gerade dadurch anheben, dass sie sich eine Frau als Sekretärin leisten.

 

Doch schon bald wurden die ersten Büroarbeiterinnen infolge der Tipparbeit - und der Bewegungsbegrenzung im Sitzen - krank. Sehnenscheidenentzündungen und Muskelverhärtungen an Händen, Armen und Schultern ließen sie nur wenige Jahre an der Schreibmaschine arbeiten.


Denn die klassische Schreibmaschine verlangt das Hochziehen der Hände in den Handgelenken - aufgrund der steilen Tastenstufungen.


Im Laufe der Enticklung werden Schreibmaschinen flacher und der Stufenwinkel geringer: Wir machen es heute moderater. Dennoch reicht das nicht aus. Warum überhaupt sollen wir die Handgelenke anspannen, wenn es genügen würde, sie nach unten hängen zu lassen und die entspannten Finger zum Tippen einzusetzen.


Der Blick fällt schräg auf die Tastatur. Für diejenigen, die mit zehn Fingern schreiben, also blind schreiben, ist der Blick auf Buchstaben und Zahlen der Tastatur ohnehin nicht erforderlich.


Es ist die Gewohnheit - und damit die Blindheit -, die Designer, Orthopäden und andere daran hindert, der Logik und der Anatomie des Menschen zu folgen. Sie scheinen zu denken: Es war immer so und scheint richtig zu sein. Kann also so bleiben.





©
Hajo Eickhoff 2022



 


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