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Vortrag in der Galerie oqbo, Berlin,

22. Mai 2009



Längs oder Quer

Die Ästhetik der Balance



Mensch und Kunst

 

Der Vortrag handelt von Quer- und Längsformaten in der bildenden Kunst und von ihrer Einbettung in die besondere Verfassung des Menschen als Körper-, Seelen- und Geisteswesen. Wenn ich von Sinnesorgan spreche, dann spreche ich von Sinn in einer zweifachen Bedeutung: von sinnlicher Wahrnehmung und von Sinn als Inhalt und Bedeutung. Ich werde Ihnen für das Kunstschaffen keine Liste von Konsequenzen vorstellen, sondern ein Bedeutungsfeld von Quer und Längs ausbreiten.

 

1. Die Koordinaten des Kosmos

 

Wie sie sehen werden, befinden wir uns mit Quer und Längs sofort in den Koordinaten des ganzen Kosmos. Nord und Süd ist längs und verbindet die Pole der Erde, Ost und West ist quer und die Richtung des Erdumlaufs, die Sonne ist eine entscheidende Energie- und Wärmequelle, Ursache der Jahreszeiten und eine Voraussetzung für Kunst, die Vierteilung der Stadt (Stadtviertel) und das Längs- oder Querformat in der Kunst. Unsere Hauptlebensquelle, die Atmung – unser Haupteinatmungsmuskel ist das Zwerchfell. Zwerch heißt Quer und bedeutet eigentlich Querfell. Ein quer zu unserer Längsrichtung liegender Muskel, der sich in Längsrichtung ausdehnt. Unsere Haltung kommt hinzu: Stehen ist längs, Liegen quer, die beiden wesentlichen Positionen des Menschen – alles andere ist Verlegenheit, wie bei Ihnen, das Sitzen, zusammengesetzt aus zweimal Längs und zweimal Quer.

 

Nicht zu vergessen das Kreuz als Symbol für eine vorherrschende Weltreligion, mit der auch schon die Konsequenzen für die Kunst beginnen. Das Kreuz ist in vielfacher Hinsicht das Symbol für ein phantastisches Ereignis, denn Christus ist nicht an dem uns geläufigen Kreuz gestorben, sondern nach hergebrachter Sitte an einem römischen Pfahl. Warum hätten die Römer ausgerechnet für einen Menschen Israels ein so fein gezimmertes Kreuz fabrizieren sollen, wie es die abendländische Kunst suggeriert und darstellt? Tatsächlich ist das uns bekannte Kreuz eine Erfindung abendländischer Künstler des frühen 6. Jahrhunderts – ein halbes Jahrtausend nach dem Ereignis. Der römische Richtpfahl ist vorwiegend Längs, ein vertikales Holz mit Haltetauen – sonst nichts. Auch der Endpunkt dieser Entwicklung ist ein künstlerisches Highlight – das schwarze Quadrat von Malewitsch. Also weder Quer noch Längs. Eine Abstraktion von Längs und Quer – die Schnittfläche von Längs- und Querholz. Der Pfahl war zu wenig, eben nur Längs, dabei ging es um mehr, um beides, um Quer und Längs, nämlich um die Dynamik des Symbols und seine Einbindung in den Kosmos.

 

2. Die Koordinaten des Menschen

 

Innerhalb der kosmischen, personalen, religiösen, zivilen und spiratorischen Koordinaten befindet sich der Mensch allerdings nicht in Balance. Er hat zwei unterschiedliche Gehirnhälften, seine Organe sind nicht symmetrisch, ein Fuß und eine Hand sind dominant wie eines der paarig angeordneten Sinnesorgane. Hinzu kommen individuelle Vermögen wie Wissen, Fertigkeit der Hände sowie die Verfassung von Atmung und Muskulatur. Diese Dis-Balancen sind unser Innen. Und sie sind es, nach denen der Mensch selbst gestaltet. Da das die Norm des Menschen ist, nimmt er die eigenen Dis-Balancen als Balance wahr.

 

Jeder Mensch hat eine charakteristische Struktur, die für die Art, wie er denkt, fühlt, sich verhält und wie er gestaltet charakteristisch ist. Sie ergibt sich aus der unterschiedlichen Dominanz von Gehirnhälfte, Auge, Ohr, Fuß und Hand. Deswegen gibt es Menschen, die einander schlecht verstehen. Bei mir ist alles Rechte dominant – mit Ausnahme des Fußes. Obwohl ich Rechtsfüßer bin. Wenn mich jemand von hinten anstößt, fange ich den Stoß mit dem linken Fuß nach vorne ab.

 

Der Mensch ist von innen und von außen lateral – polarisiert. Ein Dipol. Jeder Einzelne ist in einer ganz besonderen Weise gestaltet – innen und außen. Im Grunde heißt das nur, dass er ein besonderes, spezifisches Vermögen hat. Und dieses Vermögen, dieses Gestaltetsein des Menschen nenne ich Inneres Design. Und es ist dieses innere Design des Menschen, das das äußere Design hervorbringt – Malerei, Literatur, Gestaltung, Architektur, Wissenschaft. Worte und Sätze, Gesten und Handlungen, sportliche Leistungen, Verhalten und Kunstwerke – alle gründen in einem inneren Design.

 

3. Die Koordinaten der Kultur

 

Neben dieser persönlichen Disposition gibt es kulturelle Bestimmungen, denen jeder unterworfen ist. Darin sind die Menschen einer Kultur in ihrer Art gleich und in ihrer Gleichheit eben auch verschieden. Die für eine Kultur charakteristische Weise des Sehens, Hörens etc. Etwa die Leserichtung längs oder quer. Europäer lesen von links nach rechts. Also quer. Und von Zeile zu Zeile längs. Japaner lesen von oben nach unten, also längs, und von Zeile zu Zeile von rechts nach links, also quer. Das hat Konsequenzen. In der Kunstgeschichte geht man davon aus, dass Bilder anders gelesen werden als Texte. Das Bild werde als ein Ganzes und seine Elemente simultan, gleichzeitig wahrgenommen. Das ist ein Irrtum. Zumindest ein halber Irrtum, denn das Auge behält seine kulturelle Leserichtung bei – auch bei Bildern.

 

Eine Gruppe europäischer Filmleute war mit der Aufgabe betraut, einen Film gegen die Schlafkrankheit zu drehen. Um der einheimischen Bevölkerung in Afrika zu zeigen, wie man die Ausbreitung der Tse-Tse-Fliege verhindert, wurde der Film an unterschiedlichen Orten vorgeführt. Befragt, worum es in dem Film ginge und was sie daraus lernen würden, sprachen die Afrikaner vor allem interessiert und aufgeregt von einem Huhn. Das Filmteam kannte seinen Film – doch ein Huhn gab es nicht. Nach jeder Filmvorführung derselbe Kommentar – das Huhn, das Huhn. Immer wieder schaute sich die Crew den Film an – vergeblich: kein Huhn. Sie ließen den Film langsam ablaufen – Fehlanzeige. Bis sie den Film in einer extremen Verlangsamung anschauten, sahen sie das Huhn.

 

Was die Europäer nicht sahen, sahen die Afrikaner. Es lief für den Bruchteil einer zehntel Sekunde über eine der vier Ecken des Films. Wenn Sie unsere Leserichtung bedenken, werden sie selbst darauf kommen, wo das Huhn mit Sicherheit nicht lief. Ja – genau dort, wo Europäer zu lesen anfangen – links oben. Und nur deshalb haben sie das verdammte Huhn nicht sehen können.

 

Es gibt keine Balance beim einzelnen Menschen und keine Balance zwischen den Kulturen. Der Mensch hat seine natürliche Ausstattung, die jedoch kulturell formbar ist. Es ist die gesamte Körperorganisation, die unsere Vorstellung von Ästhetik bestimmt und dafür verantwortlich ist, dass unser Innen in kodifizierter Form außen sichtbar wird.

 

Nebenbei erhalten wir einen Hinweis darauf, wie lange wir lesen müssen – etwa bei einem Querformat.

 

4. Wahrnehmung des Außen

 

Das hat erkenntnistheoretische, philosophische Konsequenzen. Die große Leistung von Immanuel Kant besteht in seiner Erkenntnis, dass der Mensch über die Dinge nichts weiß. Das Ding mag eine Sache, ein Ereignis ein Lebewesen sein. Wenn wir wahrnehmen, werden wir durch etwas angeregt, affiziert, aber wie das Ding beschaffen ist, das Ding an sich, bleibt uns unbekannt. Denn unsere Wahrnehmung oder Ästhetik verläuft über die Form unserer Körper-, Seelen- und Geistorganisation. Und diese Form bestimmt das Ding. So fällt die Welt in den Menschen hinein wie durch einen Filter. Unsere Welt ist gemacht durch unsere Filter – das sind die Formen unserer Sinnesorgane. Wir kennen nichts als unsere Art, die Dinge wahrzunehmen. Entsprechend beginnt die Kritik der reinen Vernunft mit der transzendentalen Ästhetik. Ihre beiden Elemente sind der Raum und die Zeit.

 

Die Wirklichkeit reicht weiter als unsere Wahrnehmung. Für vieles haben wir keine Sinnesorgane. Etwa für Radioaktivität. Wollen wir uns vor ihr schützen, müssen wir wissen und können uns nicht auf Gefühl und Intuition verlassen. Auch was wir sehen, ist es nur ein begrenzter Ausschnitt aus dem viel reichenden Spektrum von elektromagnetischen Wellen. Wir würden eine graue Maus auf grauem Acker nicht sehen. Ein Adler auch nicht. Doch er sieht die Wärmestrahlung der Lebendigkeit der Maus, wodurch sie ihm als rot erscheint.

 

5. Wahrnehmung des Innen

 

Der Mensch hat einen Sinn für die Wahrnehmung innerer Prozesse – das ist die Tiefensensibilität. Sie bezieht sich nicht auf die Außenwelt, sondern nimmt Informationen auf, die aus dem eigenen Körper kommen. Mit der Tiefensensibilität arbeiten die Fußsohlen, das Gleichgewichtsorgan des Ohres und Synapsen in den Gelenken zusammen. Drei Komponenten sind wirksam: 1. der Lage-Sinn, der Informationen über die Position des Körpers im Raum und die Stellung der Gelenke und des Kopfes liefert, 2. der Kraft-Sinn, der Informationen über den Spannungszustand von Muskeln und Sehnen liefert und 3. der Bewegungssinn oder die Kinästhesie, durch den eine Bewegungsempfindung und das Erkennen der Bewegungsrichtung ermöglicht wird. Der Lage-Sinn liefert Informationen über die Position des Körpers im Raum und die Stellung der Gelenke und des Kopfes. Das Gesamtbild des Körpers im Schwerfeld der Erde wird von Moment zu Moment festgehalten, damit das Gehirn für den Fall, dass der Mensch aus der Balance gerät, optimal reagieren kann.

 

Die Tiefensensibilität macht das Gehen erst möglich, aber auch das treffsichere Greifen und andere Tätigkeiten. Tänzer, Akrobaten, Jongleure, Musiker, Seiltänzer, Sportler, Bergsteiger und Fahrradfahrer brauchen eine ausgeprägte Tiefensensibilität. Und je nach Kunstform auch Künstler. Wird sie gestört, zum Beispiel durch Krankheiten, durch Alkoholeinfluss, Medikamente oder Drogen, sind auch vertraute Bewegungen plötzlich schwierig bis unmöglich.


6. Das Gehirn wirkt auf Muskel und Atem


Auch die innere Welt fällt in den Menschen hinein. Und auch sie geht durch einen Filter hindurch. Der Maler Anton Räderscheidt ist vor allem bekannt durch seine Selbstporträts. Im Jahr 1967 erlitt er einen Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte. Der linksseitige Anfall hatte durch den Verlust der Sauerstoffzufuhr als Folge eines geplatzten oder verstopften Blutgefäßes die rechte Körperhälfte gelähmt, die nun psychisch nicht mehr repräsentiert war. Durch Übung kann der Verlust ausgeglichen werden, indem andere Gehirnbereiche die verlorenen Funktionen übernehmen. Der Mensch muss aber vieles, was er bis dahin selbstverständlich beherrschte, neu lernen. Räderscheid begann vier Wochen später wieder zu malen. Selbstporträts. Mit den ersten war er unzufrieden, konnte aber keinen Grund angeben. Das war erstaunlich, denn das Ungewöhnliche seiner Porträts war für jeden offenbar, insbesondere für diejenigen, die seine Arbeiten kannten: Er hatte nur eine Hälfte seines Gesichts wiedergegeben. Die linke Gesichtspartie war detailliert ausgearbeitet, aber die rechte Hälfte fehlte. Erst spätere Porträts nahmen Elemente der rechten Gesichtshälfte auf und die rechte Hälfte wurde differenzierter. Das heißt, mit der Rückkehr verloren gegangener Gehirnfunktionen nahm auch das Volumen der rechten Gesichtshälfte zu. Mit seiner Genesung nach etwa neun Monaten hatte sich auch das Porträt vervollständigt, so dass sich an der Chronologie der Porträts sehr präzise sein Genesungsprozess verfolgen ließ.


Räderscheidt hat seinen inneren Mangel, die Abwesenheit einer inneren Repräsentanz seiner rechten Gesichtshälfte präzise zum Ausdruck gebracht. Er dem Ungleichgewicht seines Gesichts nicht zugestimmt, aber doch auch nicht erkannt, dass er völlig aus der Balance ist. Er hat nicht, wie viele vermuten, das Gefühl seiner Verfassung dargestellt, sondern eindeutig seinen Mangel. In skurrilen Verhaltensweisen haben Schlaganfallpatienten das zum Ausdruck gebracht.

 

7. Muskel und Atem wirken auf das Gehirn

 

Schlaganfälle gehören für den Einzelnen nicht zum Alltag. Wohl aber die andere Seite – die besondere Verfassung von Muskulatur und Atmung. So wie das Gehirn – am Beispiel des Schlaganfalls gezeigt – unmittelbar auf Atmung und Muskulatur wirkt, wirken umgekehrt auch Muskulatur und Atmung auf die Funktionen und die Struktur des Gehirns. Und da sind wir dem Alltag schon näher. Denn in einer zivilen Gesellschaft gibt es allgemeine Tendenzen, die Muskel und Atem begrenzen.

 

Abgesehen davon, dass Menschen durch Einschränkungen von Beweglichkeit oder Kraft oder Ausdauer nicht das darstellen können, was sie möchten, kann es sein, dass gerade ein solcher Mangel den Reiz eines Werkes ausmacht. Und nicht selten trifft zu, dass Künstler unter Einfluss von Drogen und Stimulanzien ihrem inneren Design eine neue Form geben und ihr besonderes Werk schaffen.

 

Was unsere innere Disposition, unser inneres Design betrifft, ist die leibliche Verfassung für einen Künstler nicht unmaßgeblich. Denn Muskel und Atem, gut stehen und sich Bewegen können, wirken unmittelbar auch auf unsere Psyche und bestimmen von daher unser Dasein.

 

8. Einfühlung

 

Der Mensch beseelt die Dinge. Er sieht ein Geschehen und sieht sich spontan genötigt, Bestandteile und Wirkungen seiner eigenen Aktivität hinzuzudenken. Die sinnlichen Merkmale erscheinen nicht als Merkmale der Subjekte, sondern als die der Objekte. Der Mensch fühlt sich ein. Eine Wand mit rechteckiger Form ist ein geometrisches Gebilde und eine von inneren Kräften bewegte dynamische Struktur, die unterschiedliche Eindrücke vermittelt. Entweder erscheint sie – wenn man von der Basis ausgeht –, als sei sie von einem Impuls in die Höhe getragen, als behaupte sie ihre Gestalt gegen die Schwere oder äußeren Kräfte, als wirke sie wie eine Momentaufnahme in einem Bewegungsablauf oder zeige, wie bei einem Quadrat oder Kreis, Merkmale des Indifferenten. Ein Rechteck, das die kürzere Seite zur Basis hat, erscheint als ein stehendes Rechteck. Die Figur hat sich aufgerichtet und die Aufrichtung ist das Resultat einer Tätigkeit, das Ergebnis vertikal wirkender Kräfte. Die Kräfte mögen reale oder eingebildete sein, für unsere Anschauung bringen sie die Gestalt hervor. Warum? Weil es mit uns so geschieht. Wir richten uns auf, geben uns eine Kraft und führen sie über in eine aufrechte Haltung, ins Stehen. Ein Rechteck kann auch liegen. Die Begriffe zeigen, dass wir Formen von unserer eigenen leiblichen Organisation her deuten. Von unseren Haltungen her.

 

Mit der Einfühlung haben wir alle Elemente beisammen, um die Balance genauer zu begreifen und zu fragen, wie diese einzelnen Elemente in einem konkreten Werk wirksam werden?


Deshalb setzt sich die Form, Gestalt, Art des Menschen aus den Erfahrungen, der Evolution, der Kultur sowie der personalen Dispositionen zusammen. Ins­gesamt wirkt die Kombination aus den drei Elementen und gibt den Seiten eines Werkes ein Gewicht. 


9. Resümee – Balancen, Farben und Gewichte

 

Der Mensch befindet sich in der Dis-Balance – deshalb hat er Schwierigkeiten, Balancen zu beurteilen. Der Mensch ist zunächst – nach Kant – zu wahrer Erkenntnis nicht in der Lage.

 

Kunstwerke lassen sich ohne Übung und ohne Auseinandersetzung nur in einer Richtung lesen und verstehen. Das Spiegelbild eines herausragenden Kunstwerkes würde nicht in derselben Weise als herausragend angesehen werden. Deshalb haben wir Probleme mit der Kunst anderer Kulturen – und vermutlich daher das geringe Interesse der europäischen Kunst und Kunstgeschichte an außereuropäischer Kunst – die bestenfalls als Kunsthandwerk gilt.

 

Farben, Formen und Bildinhalte beeinflussen die Gewichte. Dunkle Farben etwa erscheinen schwerer als helle. Ein Transportunternehmer hat festgestellt, dass seine Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten stärker als üblich erschöpft waren. Er hat das beobachtet und festgestellt, dass das immer dann der Fall war, wenn Pakete und Kisten mit dunkler Farbe zu transportieren waren. Die Kisten waren nicht schwerer, erschienen aber schwerer. So hat ein Forscherteam ermittelt, dass eine grüne Kiste bis zu einem Drittel schwerer erscheint als eine weiße, dass rote, graue und blaue Kisten bis zur Hälfte schwerer und schwarze bist doppelt so schwer empfunden werden als weiße. Die Balance in Bildern ist also erheblich von der Empfindung des Menschen abhängig. Kulturell ist das noch einmal durch die Differenz der Werte von Farben.

 

In ein Querformat legen wird uns, in ein Längsformat stellen wir uns hinein – und jedes hat seine eigene ästhetische Balance. Daraus folgt aber, dass das Querformat – also ein liegendes Format – über ein höheres Maß an Stabilität und Balance verfügt.

 

Wenn die Seh-Dinge sind nicht rot, blau oder gelb sind, was dann? Sie sind Lichtfarben und kommen nur in die Welt durch unsere Zapfen und Stäbe auf unserer Netzhaut. Ohne Licht keine Farbe. Und das Licht kommt nicht aus den Dingen, sondern kommt zu ihnen, rührt von einer anderen Quelle her. Die Dinge wären sogar eher ihre Komplementärfarbe, denn wir sehen genau das, was ein Ding reflektiert. Der Rest nagt am Ding und erwärmt oder kühlt es.

 

Wer das weiß, dass Farbe immer nur Farbe für den Menschen ist, kann das Paradigma wechseln: kann sich der Oberfläche widmen und das Spektrum seines Schaffens erweitern, indem er nicht länger mit Farben arbeitet, sondern mit Oberflächen, mit Oberflächenstrukturen, mit Materialien. Was langfristig zu einem Arbeitsfeld werden kann.

 




© Hajo Eickhoff 2009






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